Bedienfehler des Mieters

Wie häufig kommen Schäden vor, die möglicherweise nicht von der OCC Versicherung gedeckt sind?

Statement zum OldtimerSharing von Hans-Jörg Köninger, Ehrenmitglied (nach 30 Jahren Vorstandstätigkeit) des VDAT (Verband der Automobil Tuner) , Ex-Unternehmer in der Tuningbranche und Ex-Rennfahrer:

Hans-Jörg Köninger

„Ende 2020 bin ich durch einen Zeitungsartikel auf OttoChrom aufmerksam geworden und habe daraufhin meine drei Oldies (Renault Floride Bj. 1960, Renault 5 GT Turbo Bj. 1986, Renault Sport Spider Bj. 1998) auf die OttoChrom Webseite gestellt. Warum habe ich das gemacht und hatte ich gar keine Bedenken?

Grundsätzlich fand ich einfach die Idee charmant – etwas, was einem selbst gut gefällt, mit anderen zu teilen und diesen dadurch eine große Freude zu machen. Ich bin auch gespannt darauf, nette Gleichgesinnte zu treffen, woraus sich gerne auch mal Freundschaften entwickeln können. Und dann fahre ich einfach auch recht wenig mit meinen Fahrzeugen, ein bisschen mehr Bewegung schadet denen überhaupt nicht. Mit den Sharingeinnahmen werde ich die Sparschweine meiner Enkel „füttern“.

So weit so gut, aber hatte und habe ich gar keine Bedenken, meine Oldtimer in andere Hände zu geben? Ist doch die Technik alter Autos zwar oft einfacher und robuster, aber andererseits halt alt, meistens mit vielen Kilometern gesegnet und nicht mehr so strapazierfähig.
Sehr wichtig ist mir in diesem Zusammenhang, dass ich nicht jeden Interessenten annehmen muß. OttoChrom gibt mir ein kurzes Briefing über den Fahr-Interessenten und dann erst entscheide ich.
Am Tag der Fahrzeugübergabe ist das wichtigste das ausführliche Briefing der Fahrerin oder des Fahrers, denn man kennt selbst ja die Eigenheiten und Schwachpunkte seines Oldtimers am besten. Und idealerweise macht man eine gemeinsame Probefahrt (mit mir auf dem Beifahrersitz).

Folgende Dinge gebe ich den weniger erfahrenen Fahrern (die Versierten wissen das ohnehin) mit auf die Fahrt:
Erste Regel, niemals die volle mögliche Leistung abrufen, außer vielleicht mal kurzfristig beim Überholen, das ist natürlich immer drin, aber eben keine langfristige Volllast. Alte Motoren sind eben längst nicht mehr so standfest wie moderne. Ein hochgezüchteter Vierzylinder und erst recht ein Turbomotor ist dabei noch pfleglicher zu bewegen wie ein Achtzylinder mit viel Hubraum. Vor allem alte Turbos sind schnell verglüht, wenn man sie kalt zu schnell fordert oder nach einer flotten Fahrt ohne Abkühlphase abstellt. Am besten, man begnügt sich auf der Autobahn mit der Richtgeschwindigkeit, auch wenn der Oldie locker über 200 schaffen würde – aber auf die Autobahn darf man bei OttoChrom ja ohnehin nicht. Wenn ein Auto so viele Jahre und Kilometer überstanden hat, sollte man ihm keine Neuwagenleistungen abverlangen.
Ganz wichtig ist, immer die Motortemperaturen im Auge behalten. Alte Motoren neigen im Sommer gern mal zur Überhitzung. Eine Möglichkeit ist, dann die Heizung auf volle Leistung zu schalten, auch wenn das Auto dann eine Sauna ist. Hilft das nichts, besser anhalten und abkühlen lassen, bevor ein teurer Motorschaden riskiert wird.
Auch bei Kupplung und Getriebe, wenn es ein Schalter-Oldie ist, ist Zurückhaltung angesagt. Alte Getriebe schalten sich meistens nicht mehr wie Butter, also schön vorsichtig und sauber die Gänge einlegen, und beim Runterschalten gerne mal Zwischengas geben, um hässliche Geräusche zu vermeiden. Ich habe mal gerüchteweise gehört, dass sich das Getriebe an seinen Besitzer gewöhnt und „fremde“ Fahrer/innen verabscheut. Das ist natürlich Unsinn. Und Kupplung schleifen lassen ist ebenso verpönt wie bei neuen Autos, auch wenn die meistens robust sind. Anfragen von Fahrinteressenten, die bisher nur Automatik gefahren sind, sind bei Schalter-Oldies grundsätzlich abzulehnen.
Zum Briefing gehört natürlich auch der Hinweis auf schlechtere Bremsen und fehlende ESP, ABS und sonstige Helferlein. Je älter der Oldtimer ist, desto schlechter ist meistens die Bremsleistung. Darauf ist die Fahrweise unbedingt anzupassen.
Wenn das alles beachtet wird, bedankt sich die alte Technik mit einer weiterhin langen Laufzeit.“


Persönliches Statement von Dirk Salomon, OttoChrom Mitgründer und Geschäftsführer:

Ich habe bis heute über 20 Jahre lang klassische Automobile vermietet und war ein Pionier in diesem speziellen Segment. Schon mit 19 Jahren waren Automobile aus einer Zeit, die ich nur aus Filmen und Erzählungen kannte, so viel attraktiver für mich als jedes damals neues Auto mit immer mehr Features. Bis heute ist das so geblieben…

Um meiner automobilen Sammelleidenschaft schon in jungen Jahren nachgehen zu können, musste ich eigentlich ständig für meine Oldies arbeiten…. Freunde fuhren in den Urlaub und ich brauchte das Geld für einen 68er Jaguar und musste es mir erst einmal verdienen. Kurze Zeit, nachdem ich 1994 von Bayern nach Berlin gezogen bin, parkte ich abends mit meinem Mercedes-Benz 280 SEC in Kreuzberg, um mit Freunden zu feiern. Bei meiner Rückkehr fand ich einen Zettel unter dem Scheibenwischer: Eine Produktionsfirma wollte das Auto für einen Baader Meinhof Film buchen.

Plötzlich wusste ich, wie ich den Unterhalt für meine inzwischen drei Oldies zusammenkriegen könnte: Ich teile meine Autos einfach mit anderen Begeisterten und lasse mir dafür Geld geben.
Die Classicdepot Oldtimervermietung GmbH in Berlin war geboren.
Heute, nach fast 20 Jahren stationärer Oldtimervermietung, einer knapp fünfstelligen Zahl von Vermietungen, anfangs zehntausenden Euro an Lehrgeld, aber vor allem auch tausenden glücklichen Mietern, habe ich mein Wissen rund ums „Sharen“ bei OttoChrom eingebracht und teile dies gerne mit allen OttoChrom-Community-Mitgliedern.

Wer sich entscheidet, ein klassisches Automobil zu mieten, geht mit diesem Fahrzeug sehr, sehr sorgsam um.

  • Es kostet deutlich mehr, über OttoChrom beispielsweise einen Jaguar MK II aus dem Jahr 1968 zu mieten (EUR 270,00), als z.B. bei SIXT eine Mercedes E-Klasse auszuleihen (bereits ab EUR 65,00/Tag möglich).
  • Die Hürden bei OttoChrom, einen Oldtimer/ Youngtimer ausgehändigt zu bekommen, sind DEUTLICH höher als bei einer klassischen Autovermietung.
  • Ein Mieter bei OttoChrom hat sich meist bereits im Vorfeld ziemlich intensiv über das Wunschauto informiert.

Ein Auto, das man von einem Fremden überlassen bekommt, behandelt man eher wie rein rohes Ei als umgekehrt. Auch schliesst OttoChrom Autobahnfahrten grundsätzlich aus. Und OttoChrom ergreift verschiedenste weitere Schutzmassnahmen (Führerscheinbesitzperiode bis zu 15 Jahre, Ausschluss notorischer Verkehrssünder oder Unfallverursacher)

Keiner kann mit meinem Auto so umgehen wie ich!

Ich hatte Mieter, die bei Classicdepot z.B. einen 57er Cadillac Sedan de Ville ausgeliehen haben, um zu heiraten. Privat fuhr der Mieter einen VW Golf aktuellen Baujahres und war mit seinen 40 Jahren (22 Jahre Führerschein) noch niemals in einem Auto aus den 50er Jahren gesessen, geschweige denn gefahren. Und trotzdem musste ich mir keine Sorgen machen:

Ich erklärte dem Fahrer das Auto so, als ob ich der Verkäufer des Autos wäre und vermeiden wollte, nachts von meinem Kunden angerufen zu werden, weil er z.B. den Lichtschalter nicht findet…

Die perfekte Fahrzeugeinweisung:

  • Jeder einzelne Schalter am Armaturenbrett wird erklärt.
  • Das Öffnen der Türen mit dem richtigen Schlüssel wird vorgeführt.
  • Ein Fahrzeug mit Vergaser wird anders gestartet als ein Einspritzer. Der Startvorgang wird also erklärt.
  • Der Motorraum wird gemeinsam mit dem Mieter inspiziert. Die wichtigsten Aggregate werden kurz erklärt.
  • Der Golf VIII Fahrer wird sich möglicherweise nicht daran erinnern, dass es eine Zeit gab, zu der sich das Licht nicht automatisch ausgeschaltet hat. Es ist also sehr hilfreich, darauf hinzuweisen, daß das Licht „per Hand“ ausgeschaltet wird
  • Ein Getriebe ist nicht gleich ein Getriebe. Synchronisiert, nicht synchronisiert, Automatik, H-Schaltung, 3Gang/ 4Gang/ 5Gang-Schaltung, Halbautomatik und und und… Das Zauberwort heisst: ERKLÄREN.
  • Ein Auto entwickelt (wie einMensch) im Laufe seines Lebens gewisse Eigenheiten… Türschloss ein bisschen hakelig; Bremse zieht ein kleines bisschen nach rechts; den 2ten Gang mit viel Gefühl einlegen; der linke Blinker rastet nicht immer ein; und und und. Alles erklären, was man selber über sein Auto weiß.
  • Es kann auch durchaus hilfreich sein, mit dem Mieter eine kurze Runde um „den Block“ zu fahren, um evtl. Berührungsängste zu beseitigen und auch um technische Besonderheiten zu zeigen.

Ich selber habe sehr schnell gelernt, daß es das Wichtigste ist (auch um nachts ruhig zu schlafen), wirklich alles am Auto genau zu erklären. Das hört sich zeitaufwändig an, ist es aber nicht. Nimm dir 10 bis 15min Zeit und erkläre deinem Mieter alles. Dann kannst du dir sicher sein, daß dein Schätzchen zu 99,9% völlig unversehrt zu dir zurückkehrt… Die restlichen 0,01% Defekte sind Schicksal:).

Ein Beispiel:
Der Jaguar MK II hat die Handbremse nicht zwischen den Vordersitzen, sondern links außen neben dem Fahrersitz (Linkslenker). In der Anfangsphase hatte ich es einmal versäumt, darauf hinzuweisen. Das Ergebnis war, daß der Mieter 50 Kilometer mit halb angezogener Handbremse fuhr und mich dann anrief, daß es irgendwie verbrannt im Auto riechen würde… danach habe ich es 15 Jahre lang nie mehr vergessen, auf diesen Umstand hinzuweisen.

Neben den fahrzeugspezifischen Besonderheiten gibt es auch eine Reihe von grundsätzlich beachtenswerten Fahrhinweisen, die zur Auffrischung beim bereits versierten und zur Orientierung beim noch etwas weniger erfahrenen Fahrer dienen. Diese Hinweise erhält jeder Mieter bereits vorab mit der Buchungsbestätigung. Zusätzlich sind diese Fahrhinweise Bestandteil des bei der Fahrzeugübergabe vom Mieter und von dir zu unterschreibenden Protokolls und werden dem Fahrer gemeinsam mit dem Übernahmeprotokoll mit auf die Fahrt gegeben.

OttoChrom nimmt bei weitem nicht alle Autos unter seine Fittiche…

In meiner Anfangszeit als stationärer Oldtimervermieter hatte ich Autos gekauft, die ich zum einen toll fand und bei denen ich mir zum anderen auch sicher war, dass diese Klassiker gut zu vermieten waren.
Unter anderem kaufte ich einen Messerschmitt Kabinenroller (KR-200), packte ihn blauäugig auf die Classicdepot-Webseite und wartete auf Mieter…
Nach einem halben dutzend gerisseneren Schalt-Bowdenzügen, aus den Verankerungen gerutschte Sitzen, Problemen mit der richtigen Gemischbetankung (1:25) und viel Lehrgeld habe ich den Kabinenroller dann wieder verkauft…

Ein paar Beispiele von Klassikern, die OttoChrom aufgrund technischer Besonderheiten NICHT auf seiner Plattform anbieten wird:

  • Messerschmitt Kabinenroller/ Tiger (Motorradschaltung ist nicht jedermanns Sache)
  • Vorkriegsfahrzeuge und PKW vor Bj. 1950 (technisch zu aufwändig, um sicher von einem Laien pilotiert zu werden)
  • Stretchlimousinen jeglicher Machart
  • AWS, Champion, Victoria, Zündapp, Marco u.ä. (Kleinstwagen mit erheblichem Sicherheitsrisiko im Verkehr des Jahres 2020)
  • Amphibienfahrzeuge
  • Bond Bug (dreirädrig mit Gefahr des Kippens bei unsachgemäßer Bedienung)

Gerne gesehen (Beispiele) bei OttoChrom bei intensiver Erklärung an den Fahrer:

  • BMW Isetta (Einstiegssituation, Schaltung)
  • Triumph TR4 IRS, MGA Roadster (elektrischer Overdrive, unsynchronisiertes Getriebe, „Langhuber")
  • Lincoln Continental Cabriolet; Ford Thunderbird Cabriolet (sehr aufwändiges, elektrohydraulische Verdeck)
  • Fiat 500 (Anlasser wird manuell mittels Bowdenzug in den Motor gedrückt)
  • Ente & Co. (Pistolenschaltung)
  • Citroen 11CV (filigranes Dreiganggetriebe), Citroen DS (hydraulische Bremse)

Problemlose Klassiker (Beispiele):

  • Ford Mustang
  • Cadillac de Ville
  • Jaguar X300
  • Citroen CX
  • VW Käfer Cabriolet
  • Mercedes Benz R107
  • VW Bus T2 a/b

Ein Auszug aus den Situationen und Gründen, warum ein automobiler Klassiker gemietet wird

Auch hier greife ich wieder auf meine langjährige Erfahrung in der Oldtimervermietung zurück:

  • sehr viele Mieter haben Jugenderinnerungen an ein bestimmtes Auto (Opa, Vater, Mutter hatte ein solches Modell, das Traumauto und und und)
  • Technisches Interesse (z.B. Elektroautobesitzer, die einfach wissen wollen, wie das damals war mit Ottomotoren; Technikbegeistere Menschen überhaupt).
  • Begeisterung für Karosserieformen aus einer Zeit, als der Begriff „CW-Wert“ noch nicht den Automobilbau bestimmt hat.
  • Die Freude, den Begriff „fahren“ neu zu entdecken. Entschleunigung, das Reisen mit dem Automobil bewusster wahrnehmen.
  • Der Fahrer erwägt, sich den gleichen Wagen zu kaufen und möchte diesen hautnah erfahren (viel intensiver als dies bei einer Probefahrt möglich ist).
  • Ein junges Brautpaar, das vom Brautvater in einem klassischen Automobil zum Standesamt gefahren werden möchte.